Abendlob und Morgenglanz – Chorwerk Ruhr (Dortmund)

Mit der ganzen Klangpracht und Strahlkraft eines der großen Werke der Chorliteratur bringt das Chorwerk Ruhr unter der Leitung von Florian Helgath die sakral anmutende Jugendstil-Maschinenhalle der Zeche Zollern zum Erklingen.

Wo bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts die Fördermaschinen dröhnten, weiten sich die Klangräume. Sergej Rachmaninow, dessen Geburtstag sich 2023 zum 150. Mal jährt, knüpft mit seinem zuweilen kraftvollen, dann wiederum filigranen Großen Abend- und Morgenlob für gemischten Chor a-cappella an die russisch-orthodoxe Kirchenmusiktradition an. Zentrales Thema der fünfzehn altslawischen Kirchentexte, die er aus der Ganznächtlichen Vigil vertont hat, ist das Mysterium der Auferstehung, das große Geheimnis des christlich-abendländischen Glaubens. Die Vigil, eine gemeinschaftlich gefeierte Nachtwache im Aufgang des Tages, ist aus den Gebeten der Asketen und frühen Christen entstanden, die sich in Vorbereitung auf die großen kirchlichen Feste wie Ostern und Weihnachten versammelt haben. Sie wachten in der Nacht, um Jesus Christus als das aufstrahlende Licht, das neue Leben, den Morgenglanz zu erwarten. Rachmaninow verwendet alte russische, griechische und ukrainische Melodien und verbindet diese mit seiner eigenen spätromantischen Klangsprache. Ein zeitloses Ganzes, das sich von einstimmigen Gesängen bis zu sechsstimmigen Jubelchören erstreckt, ein vokales Ereignis in der Dortmunder «Kathedrale der Industriekultur».