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ABGESAGT: Bruckner und Reger – Chorwerk Ruhr (Duisburg)
12. März 2022, 18:00
Anton Bruckner (1824-1896)
Os iusti
Christus factus est
Locus iste
Ave Maria
Max Reger (1873-1916)
Geistliche Gesänge op. 110
Chorwerk Ruhr
Florian Helgath, Leitung
Mit Anton Bruckner und Max Reger rücken zwei Spätromantiker ganz unterschiedlichen Typs in den Blick dieses rein geistlichen A-Cappella-Konzertprogramms des Chorwerk Ruhr. Max Reger, der von sich selbst sagte, es sei „katholisch bis in die Fingerspitzen“, wurde durch das protestantische Leipzig geprägt, wo er von 1907 bis 1911 Komposition lehrte. Die Freundschaft mit dem Thomas-Kantor Karl Straube und die enge Beziehung zu den Thomanern zeigt sich in den drei großen Motetten op. 110, die diesem Chor gewidmet sind. Die zwischen 1909 und 1912 komponierten Motetten bilden den Höhepunkt spätromantischer geistlicher A-Cappella-Musik. Die immensen Ansprüche liegen vor allem in der Intonation, da hier die Chromatik alles beherrscht. Die Spanne des Ausdrucksgehaltes, der dynamischen Steigerungen und der verschiedenen Kompositionsarten ist enorm. Darin stehen sie in der Tradition Bachscher Motettenkunst. Eine polyphone Anlage mit besonderem Gewicht der Fuge, ja der Doppelfuge sogar, sind dergestalt bestimmend. Umso eindrucksvoller leuchtet aber auch der ebenso an Bach geschulte homophone Choral aus ihnen hervor. Der Schlusschoral der dritten Motette ist ein wahrer Trostgesang der insgesamt von Existenzthematik des Todes bestimmten Motetten. Reger selbst sagte, dass durch alle seine Sachen, „der Choral hindurchklingt: „Wenn ich einmal soll scheiden“.
Bruckner, selbst von 1855 bis 1868 Domorganist in Linz, der sein ganzes Berufsleben in der Nähe zur Kirche verbrachte, komponierte seine wichtigen, umfänglich jedoch kleineren A-Cappella-Chorwerke in der Zeit im Anschluss an seinen Umzug nach Wien, also seit 1868. Zum festen Repertoire gehören heute die bedeutenden vier Gradualien „Locus iste“, „Os justi“, „Christus factus est“ und „Virga jesse“, liturgische Kompositionen, die aber alles andere als Gelegenheitswerke sind, auch wenn sie zur Zeit des hauptsächlich symphonischen Schaffens Bruckners entstanden. Den Höhepunkt bildet sicherlich das 8-stimmige Graduale „Os justi“, das den Symphoniker durchscheinen lässt. Kirchentonal, in lydisch komponiert, sind die Außenteile homophon, der Mittelteil jedoch polyphon komponiert. Den Abschluss bildet ein einstimmiges gregorianisches „Alleluja“. Noch in Linz 1861 entstand das 7-stimmige Offertorium „Ave Maria“, ein Werk von großer Dichte, das den Gradualien in nichts nachsteht.